Die vier gekrönten Martyrer...
...deren Erinnerungstag in der katholischen Kirche am 8. November gefeiert wird, sind die Schutzheiligen der Steinmetzenverbände in Deutschland, Belgien, Frankreich, während in England von dessen Bauhütten meistens der heilige Johannes (der Evangelist, aber auch der Täufer) verehrt wurde.
Die Legende von den vier Gekrönten findet sich in zahlreichen Handschriften und Breviarien. Die Urfassung fällt wahrscheinlich in das 5. Jahrhundert. Der Inhalt der Legende besteht aus zwei miteinander verwobenen Komplexen:
Vier Steinmetzen Claudius, Castorius, Simphorianus und Nicostratus, zu denen sich noch ein fünfter, Simplicius, gesellt, arbeiteten in Pannonien für den Kaiser Diokletian. Nachdem sie ein Standbild des Sonnengottes geliefert hatten verlangte der Kaiser von ihnen die Anfertigung eines Bildes des Gottes Asklepios. Sie verweigerten dies unter der Motivierung, daß sie einem Menschen kein Götterbild anfertigen wollten, und wurden als Christen vom Kaiser zum Tode verurteilt und in der Donau ertränkt. Ein anderer Christ, Nicodemus, hob ihre Leichname und setzte sie bei.
Die zweite Hälfte der Legende besagt: Diokletian befahl, daß seine Soldaten dem Gotte Asklepios opfern sollten. Dabei weigerten sich vier christliche Cornicularii, d. i. Unteroffiziere, die zum Zeichen ihres Ranges ein hornförmiges Abzeichen am Helm trugen. Auch sie wurden am 8. November, wie die vier Steinmetzen, hingerichtet. Da nun die Namen dieser vier Soldaten nicht bekannt waren, ordnete der Bischof Melchiades an, daß ihr Todestag unter dem Namen der Steinmetzenmärtyrer Claudius, Nicostratus, Simphorianus, Simplicius und Castorius mitgefeiert werde.
In Wirklichkeit handelt es sich also um neun Personen, die hier unter dem Namen der Vier Gekrönten verehrt werden. Hierbei ist weiters eine Verschiebung der ursprünglichen Bezeichnung festzustellen. Aus den Cornicularii werden die Coronati, die Gekrönten wobei an die Märtyrerkrone gedacht wurde.
Darstellungen der vier gekrönten Märtyrer wiederholt in Breviarien, auf Grabsteinen, besonders schöne Beispiele in Antwerpen und an der Gildenkirche Orsanmichele in Florenz. In Rom ist ihnen eine Kirche geweiht (Santi Quatro Coronati).
In den alten Steinmetzenurkunden werden sie seit altersher zitiert. So in der Ordnung der Steinmetzen zu Straßburg 1459: "Im Namen des Vaters, des Sohns und des Heiligen Geistes und der würdigen Mutter Marien und auch ihrer seligen Diener, der Heiligen Vier Gekrönten zu ewigem Gedächtnis angesehen." Ebenso auch in der ältesten englischen Hüttenhandschrift, dem Regius-Manuskript , wo es (in Übertragung) heißt:
"Bitten wir nun zu Gott dem Allmächtigen Und zur Mutter Maria der süßen und prächtigen, Daß wir diese Artikel halten Und diese Punkte in allen Gestalten, Wie vordem die heiligen Märtyrer vier, Die der Kunst gedient zu großer Zier, Gute Maurer, wie sie nur jemals erlesen, Steinschneider, Bildhauer sind sie auch gewesen."
In den späteren Handschriften der englischen Logen tritt die Erinnerung an die Q. C. wohl zurück. Ihre Verehrung war den deutschen Steinmetzen eigentümlicher als den englischen. In der Freimaurerei sind sie dauernd zu Ehren gekommen durch die nach ihnen benannte Loge Nr. 2076 der englischen Großloge.
Vgl. E. Lennhoff, O. Posner, „Internationales Freimaurer-Lexikon“, Wien 1932, s.v. „Quatuor Coronati“
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