Die religiösen Ansichten der Völker...
...haben sich, wie es ja nicht anders sein kann, angefügt an ihre Sitten und Gebräuche, an ihre Ansichten des menschlichen Lebens, an ihre Wissenschaften und Künste; und sie haben darüber alle eines so Recht, als das andere.
Die Gottheit ist allerdings ihnen insgesamt erschienen, und hat sich unter ihnen mächtig offenbart: dem Juden, bei seiner wunderbaren Rettung aus der Knechtschaft Ägyptens, dem Römer, bei der Gründung seines ewigen Kapitols, den Arabern, als ein Mann aus ihrer Mitte die zerstreuten Horden vereinigte, und ein ungeheures Reich, wie aus dem Nichts, hervorgehen ließ.
Nur, wenn sie mit einander streiten, der eine die Geschichte des andern leugnet und seine eigene ihm, als die allein wahre, aufbringen will, fangen sie an, Unrecht zu haben.
J. G. Fichte, „Briefe an Constant“, in: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts, oder Resultate vereinigter Denker über Philosophie und Geschichte der Freimaurerei (Bd. 2.), Berlin 1803, S. 1-60, hier S. 28.